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„Schnitzelelse"

„Schnitzelelse" ist eine rund sechzigjährige Finanzbeamtin, die seit über zehn Jahren im Vorruhestand ist. Wir lernten sie im Sommer 2007 kennen. Bei einer Finanzbeamtin gingen wir nun ganz sicher davon aus, dass sie in der Erledigung von Aufgaben durchtrainiert ist gründlich und ordnungsgemäß zu denken und zu arbeiten. Sie stieg langsam in unsere Arbeit ein. Wir hatten natürlich die berechtigte Hoffnung ihr nicht nur Verantwortung, sondern auch Aufgaben im Bereich der Buchhaltung und Verwaltungsaufgaben übertragen zu können. Aufgrund ihrer langjährigen ärztlichen Behandlung sind wir mit der Fort- und Weiterbildung und dem Übertragen von allein verantwortlichen Aufgaben langsam und behutsam vorgegangen.
„Lies erst mal alles durch und wenn Du Fragen hast, komm bitte."
Sieh kam nie!
Offensichtlich hatte sie alles verstanden.
Also übertrugen wir ihr die Buchführung des Tauschringes einschließlich der Bewertung der Geschicke. Eine für alle Beteiligten ganz wichtige Aufgabe
Im November übernahm sie die Geschäftsführung in der GmbH, mit der wir als Vereine eng kooperieren. Seither hat sie dann auch an den Tagen, an denen sie in Hohenroda anwesend war, an den morgendlichen Besprechungen teilgenommen.
Sie übernahm die Buchungen für den Tauschring, denn der Tauschring basiert auf dem Prinzip, dass jeder „nehmen" kann, aber auch jeder „geben" muss. Der Wechselkurs erfolgt in Geschicken. Getauscht werden können Sachen wie aber auch Arbeiten, jeder je nachdem was er hat und was er kann. Natürlich gibt es da auch Zeiten, in denen der eine mehr gibt als nimmt und umgekehrt, aber das muss dann natürlich auch wieder ausgeglichen werden. Dafür gibt es eine Buchführung. „Schnitzelelse" hatte dafür eine im Excel eingerichtete Datenbank erhalten mit einer umfänglichen Legende, wie zu buchen ist.
„Lies erst mal alles durch und wenn Du Fragen hast, komm bitte."
Sieh kam nie!
Offensichtlich hatte sie alles verstanden.


Wie funktioniert das nun konkret mit den Buchungen für den Tauschring? Um es für den Leser überspitzend darzustellen könnte die Lesart sein: Ich bringe mal meine gebrauchten Unterhosen gegen den gut erhaltenen Fernseher. So kann ein Tauschring natürlich nicht funktionieren! Da würde man die Vermögenswerte nur breitfahren und könnte gleich alles verschenken und hätte dann gar keine Gegenleistungen mehr. „Schnitzelelse" hatte es nicht verstanden, ihre Tätigkeit als Gewerkschaftssekretärin zu DDR Zeiten stand ihr im Weg. Sie verteilte immer, hatte aber nicht begriffen, dass die Leistung auch einer Gegenleistung bedarf und auch ein Mehrwert für den Verwaltungsaufwand kalkuliert werden muss.
Also entzogen wir ihr die Aufgabe der Bewertung und beließen es bei der Buchhaltung. Sehr zu unserer Überraschung konnte sie aber nicht buchen. Nicht kompliziert, nur Soll und Haben oder Geben und Nehmen. Nach einem halben Jahr (!) ein ernüchterndes Ergebnis: Nichts! Also Fortbildung durch unsere Buchhalterin. Ergebnis: Wir nehmen ihr die Aufgabe lieber weg, sie kann oder will nicht.
Viele nehmen in der Arbeit bestimmte und konkrete Aufgaben wahr, wie sollte es sonst auch funktionieren
. Und dann haben wir noch Subbotnik-Einsätze. Zwei dreimal im Jahr sind alle in Grünzeug und Gummistiefeln, säubern zusammen die Grünanlagen. Alle machen mit, ein bisschen dreckig und hinterher kaputt, aber guter Laune. Nur „Schnitzelelse" sitzt jedes Mal am Grill unter dem Sonnenschirm, hat kluge Kommentare parat und wartet aufs Mittagessen. Das fanden die Beteiligten nicht so toll. Exakt dasselbe Verhalten beim Schlachten. Nein, falsch, einmal hat sie mitgemacht und da war sie ganz wild hinter den Schnitzeln hinterher, daher „Schnitzelelse". Sie erkundigte sich auch immer vorher wann in der Woche es was zum Mittagessen gibt. Bei Schnitzel fehlte sie nie. Da sie Schlüsselträgerin war und sie überall Zugang hatte, musste man sogar die Fleischkisten mit Schnitzeln und Edelbraten im Gefrierhaus falsch beschriften, damit sie nicht alle der „Schnitzelelse", welche sich im Rahmen des Tauschringes bediente, zum Opfer fielen. Das war am Ende recht peinlich.
Auch der Versuch ihr die Ablage und das Archiv zu übertragen, schlugen fehl. Für ihren realen Aufwand konnte sie für 250 € mit Belegen pro Monat abrechnen und erhielt zusätzlich 250 Geschicke in Form von Fleisch und sonstigen Werten. Ihre Leistung (Mehrwert schaffen - wir können nur das verteilen, was wir erwirtschaften) ging gegen Null.
Es entwickelte sich zunehmend eine distanzierte Beziehung zu „Schnitzelelse". Die Gestaltung ihrer Tage in Hohenroda hingen sehr von der Jahreszeit und dem Wetter ab. Im Sommer residierte sie auf dem großen Liegestuhl am Grill. Warf der Wind den Sonnenschirm um wartete sie bis ein Vereinsmitarbeiter oder Vereinsmitglied vorbeikam um die Aufforderung loszuwerden „Stell doch mal den Sonnenschirm wieder auf." Sie war gut ausgestattet mit Zeitungen und Zeitschriften um die Stunden zwischen morgendlicher Beratung und Frühstück und Mittagessen zu überbrücken. Außerhalb der Saison und bei schlechtem Wetter traf man sie im GmbH Büro, zumeist auf dem grünen Ledersofa, mitunter sitzend, gern aber auch liegend.

So wie sich eine Beziehungsdistanz zu den Aktiven entwickelte, hatte sich die Freundschaft zum im Sommer 2010 fristlos entlassenen „Schwarzarbeiterkönig" und dessen Frau zu einer großen Nähe entwickelt. So berichtete sie über Krankenstände/ Beschäftigungsverbote und die Information ging dann anonym an die AOK. Rechtswidrig, bösartig und falsch. Als sie nach mehreren Abmahnungen erneut überführt wurde, interne Informationen an weitergeben zu haben, trennte man sich.
Der danach entstandene Schriftwechsel liegt hier vor und ist recht deutlich.
So viel zu einer der „Stimmen" des Herrn Pfütze.


 
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